STÜCK FÜR STÜCK ZUM GLÜCK – WAS SAMMELN DIE DEUTSCHEN? 

Deutschland, das Land der Sammler? Denken wir ans Sammeln, kommt vielen zuerst die klassische Münz- oder Briefmarkensammlung in den Sinn. Als traditioneller Bestandteil von Floh-, Trödelmärkten und Tauschbörsen sind die kleinen Papierblättchen dort in allen Farben und Formen zu bestaunen. Aber die Philatelist:innen, so der Fachbegriff der Briefmarkenfreund:innen, sind nur ein kleiner Teil der vielseitigen und teilweisen kuriosen Sammelleidenschaften in Deutschland.  

Ob es nun darum geht, den inneren Nerd mit Comics und Spielfiguren zu versorgen, die Schallplattensammlung zu vervollständigen oder noch mehr Magneten exotischer Urlaubsorte an die Kühlschranktür zu bekommen - wir sammeln, was uns glücklich macht! 

Und welche Schätze sammeln die Menschen in Deutschland nun genau? Dieser und weiteren Fragen zum Sammelverhalten sind wir in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage auf den Grund gegangen. 

 

FAST JEDE:R HAT SCHON EINMAL ETWAS GESAMMELT  

Ob aktuell oder früher, wie zum Beispiel in der Kindheit – so gut wie Jede:r (94 %) hat schon einmal etwas gesammelt. Fast drei Viertel (70 %) gaben dabei an, auch aktuell etwas zu sammeln. Lediglich 6 Prozent haben noch nie etwas gesammelt oder sich damit beschäftigt.  

 

URLAUBSSOUVENIRS SIND DAS DEUTSCHE SAMMELOBJEKT NUMMER 1  

Kein Sammelobjekt ist so beliebt wie das Urlaubsmitbringsel: Jede:r vierte Deutsche (25 %) sammelt Urlaubsandenken und Souvenirs. Weiter stellen Bücher, Zeitschriften und Zeitungen für jede:n Fünfte:n (21 %) ein Sammelobjekt dar. Auf Platz drei folgt mit einigem Abstand (13 %) das Sammeln von numismatischen Objekten wie Münzen.  

Für viele besonders interessant ist das Sammeln von Unterhaltungsartikeln: Spiele jeglicher Art (13 %) und Fan- und Merchandise-Artikel (11 %) hat mindestens jede:r zehnte Deutsche im Haus, aber auch Spiel- und Comicfiguren und Comics (je 8 %) erfreut das Sammlerherz. Außerdem beliebt: Musik sammeln. Immerhin jede:r zehnte Deutsche (11 %) nennt eine Tonträgersammlung sein oder ihr Eigen.  

Hochpreisiges wie Kunst (5 %) oder Antiquitäten (4 %) regt hingegen weniger die Sammelleidenschaft an. Wobei dies vermutlich auch mit den finanziellen Mitteln möglicher Liebhaber zu tun hat.  

SAMMELST DU ODER KANN DAS WEG?  

So vielfältig wie die Sammelobjekte selbst sind auch die Gründe fürs Sammeln. Mehr als die Hälfte (53 %) aller aktuellen und früheren Sammler:innen sieht in der Sammelei von Gegenständen ein Hobby beziehungsweise eine Freizeitaktivität. Aber auch das Fan-Sein verleitet etwa jede:n Dritte:n (28 %) zur Sammelleidenschaft. Weitere 12 Prozent führen mit der Sammelei von bestimmten Gegenständen eine Familientradition fort. 

28 Prozent derer, die lediglich früher etwas gesammelt haben, taten dies öfter zum Austausch mit Freund:innen. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Sammlung von Tauschobjekten wie Panini-Stickern und anderen Sammelkarten (z. B. Pokémon) wider. Und dies scheint nach eigener Wahrnehmung und ohne Studienbezug in heutigen Zeiten von Fußball WMs oder EMs auch noch zu gelten und altersunabhängig zu sein.  

 

FRAUEN SAMMELN DEKO-OBJEKTE, MÄNNER WERTANLAGEN  

Frauen wollen dekorieren, Männer wollen spielen: Das Sammeln von Urlaubssouvenirs, Dekorationsgegenstände, Stofftiere, Haushaltswaren, Porzellan und Puppen sind eine eher weibliche Passion. Männer sammeln hingegen häufiger als Frauen: Sammelkarten, Merchandise, Spielfiguren, Modelleisenbahnen und Miniaturautos – und auch richtige Autos und Motorräder. 

Ein Vergleich der Geschlechter deutet außerdem darauf hin, dass Frauen öfter zu dekorativen und optischen Zwecken sammeln (40 % vs. 24 %). Männer hingegen vermuten häufiger eine potenzielle Wertanlage in ihrer Sammlung (24 % vs. 9 %).  

 

ONLINE-PLATTFORMEN SIND WICHTIGSTER KAUFORT 

Das Suchen und Erwerben hat sich aufs Internet verlagert: 61 Prozent der aktiven Sammler kaufen ihre Sammelobjekte auf Online-Plattformen wie eBay; 56 Prozent im stationären Handel. Bei Ex-Sammlende war hingegen der stationäre Handel mit 64 Prozent der wichtigste Anlaufpunkt und das Internet als Quelle für gerade mal 18 Prozent relevant. 

Ein Drittel (37 %) der aktiven Sammler:innen durchstöbert außerdem die Angebote auf Flohmärkten, um den Sammelbestand zu erweitern. Jede:r Vierte (23 %) besucht hierfür Tauschbörsen, Messen und andere Veranstaltungen und jede:r Zehnte (10 %) versucht sein Glück bei traditionellen Auktionen. Vereinzelt wechselt ein Sammlerstück aber auch als Geschenk den Besitzer, oder sie werden im Alltag gesucht und gefunden. 

 

AUCH BRIEFMARKEN, STOFFTIERE UND STICKER HABEN EIN VERFALLSDATUM 

Manche Sammelobjekte begeistern uns das ganze Leben lang, einige hingegen verlieren nach einiger Zeit wieder ihren Reiz. 8 Prozent der Deutschen sammeln zum Beispiel aktuell Briefmarken, aber mehr als jede:r zweite Philatelist:in der ursprünglich 18 Prozent, die sich mal daran versucht haben, hat die Leidenschaft für die kleinen bunten Blättchen wieder aufgegeben. Auch Stofftiere, Puppen, Sammelkarten, Spielfiguren und Sticker sind für viele keine Sammelobjekte fürs Leben und haben ein Verfallsdatum. Vieles hängt wohl auch damit zusammen, in welcher Phase seines Lebens man sich gerade befindet und welchen emotionalen Wert die Sammelstücke zu diesem Zeitpunkt haben.  

 

SAMMELSTOPP DURCH INTERESSENÄNDERUNG 

Neben Kostenfaktor sowie Platz- und Zeitmangel, welche für jeden Sechsten das Sammelende begründete, beendete die Mehrheit der früheren Sammler:innen ihre Aktivitäten aus Interessensverlust (59 %). Auch ein neugewonnenes Interesse an anderen Dingen stellte für viele (44 %) das Ende einer Sammelleidenschaft dar. 

 

FAZIT: ES GIBT FAST NICHTS, DAS NICHT GESAMMELT WIRD   

In Deutschland wird gesammelt und davon nicht zu wenig: Souvenirs, Bücher, Münzen oder die klassischen Briefmarken. Die Liste der möglichen Sammelobjekte ist nahezu endlos. Solange der Sammelnde fortlaufendes Interesse daran hat, kann so ziemlich alles über die Zeit zu einer stolzen Sammlung heranwachsen, die möglicherweise einmal ein kulturhistorisches Zeugnis ablegen kann.   

 

ÜBER DIE STUDIE: WAS SAMMELN DIE DEUTSCHEN? 

Studienleitung: Anna-Lena Renner 
Befragungszeitraum: 31.07.-08.08.2023  
Grundgesamtheit: Deutsche Wohnbevölkerung 
Altersgruppe: 18-69 Jahre 
Stichprobengröße: n = 540  
Methode: Quotierte Online-Befragung im qualitätskontrollierten EARSandEYES Accesspool. 
Bevölkerungsrepräsentativ hinsichtlich Alter und Geschlecht 

Bildcredit: Katerine Bond / AdobeStock, Infografik: EARSandEYES

 

DIESE ARTIKEL KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN: 

Insight Generation – Feldforschung ganz nah dran! Im Fokus qualitativer Marktforschung: Motivationen, Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Zielgruppen. 

Was Marktforschung und Museen gemeinsam haben. Im Interview mit der geschäftsführenden Direktorin des Kölnischen Stadtmuseums, Silvia Rückert.

HAT IHNEN DIESER BEITRAG GEFALLEN?

Dann lassen Sie sich die neuesten Beiträge einmal monatlich direkt und kostenlos in Ihre Mailbox senden.

The authors

Written by Anna-Lena Renner

Seit Anfang 2023 als Junior Research Consultant bei EARSandEYES betreut Anna-Lena Renner überwiegend Kund:innen aus dem Bereich FMCG.

This website is using cookies to provide a good browsing experience

These include essential cookies that are necessary for the operation of the site, as well as others that are used only for anonymous statistical purposes, for comfort settings or to display personalized content. You can decide for yourself which categories you want to allow. Please note that based on your settings, not all functions of the website may be available.

Your cookie preferences have been saved.