Deep Dive: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Ernährung von Haustieren?
Im grünen Jahrzehnt ist das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Auch bei der Ernährung der geliebten Vierbeiner gewinnt das Thema an Relevanz. Doch Transparenz und Glaubwürdigkeit in diesem Bereich sind noch ausbaufähig. Mit qualitativen Einzelinterviews als Ergänzung zur quantitativen Umfrage sind wir im Rahmen unserer Heimtierstudie 2024 in den Deep Dive gegangen.
Fleisch dominiert nach wie vor im Napf von Hunden und Katzen
In nahezu allen befragten deutschen Hundehaushalten wird in erster Linie fleischbasiertes Futter verfüttert, denn der Hund gilt entsprechend seiner physischen Voraussetzungen als Fleischfresser bei den meisten Befragten, obwohl der Hund sich im Lauf der Domestikation zum Omnivor, also Allesfresser, entwickelt hat. Vegetarisches / Veggie Fertigfutter wird in nur knapp einem Fünftel der Haushalte zusätzlich verfüttert. Veganes oder insektenbasiertes Futter landete nur in sehr wenigen Fällen im Napf.
Auch für Katzen gibt es vegetarisches, veganes und insektenbasiertes Fertigfutter (hergestellt mit Insektenproteinen) zu kaufen. Doch anders als bei Hundehalter:innen wird es von Katzenbesitzer:innen noch deutlich seltener in den Einkaufswagen gelegt. Fleischbasiertes Futter dominiert klar im Napf. Veggie / Vegetarisches Futter wird auch in rund 8 Prozent der Katzenhaushalte verfüttert. Veganes oder insektenbasiertes Alleinfutter ist in den Näpfen der Katzen ebenfalls nur selten vertreten.
Wurde sich für ein Futter entschieden, ist die Wechselbereitschaft gering
Die Suche nach dem perfekten Futter stellt oft eine Herausforderung für die Hundebesitzer:innen dar, wie sich in der qualitativen Befragung herausstellte. Denn weit verbreitete Allergien und Krankheiten bei Hunden erfordern ein teils langwieriges Austesten diverser Futtersorten und -arten, so die befragten Hundehalter. Doch hat man das passende Futter einschließlich Händler endlich gefunden, ist die Wechselbereitschaft nur noch sehr gering.
Tierwohl und Tierschutz der fleischproduzierenden Nutztiere ist Hunde- und Katzenhalter:innen beim Kauf von Futter wichtig
Drei Viertel der Tierbesitzer:innen ist die Einhaltung von Tierwohl / Tierschutz bei fleischbasiertem Futter grundsätzlich (sehr) wichtig. Speziell Hundebesitzer:innen liegt das Tierwohl offensichtlich noch stärker am Herzen – unter ihnen ist dieser Anteil mit 81 Prozent überdurchschnittlich.
Der Deep Dive Effekt der qualitativen Marktforschung
Besonders beim Thema Tierwohl / Tierschutz von Nutztieren für das Hundefutter kristallisierte sich beim genaueren Nachfragen im persönlichen Gespräch eine Erkenntnis deutlich heraus: Durch die hohe industrielle Verarbeitung des Hundefutters scheint das Bewusstsein für den tatsächlich enthaltenen reinen Fleischanteil und das ursprüngliche Tier, das zu Hundefutter verarbeitet wurde, nicht besonders gegenwärtig zu sein, so dass viele beim Kauf oft nicht primär darauf achten.
Eine sichtbare und klare Deklaration fehlt
Hinzu kommt, dass eine sichtbare und klare Deklaration des reinen Fleischanteils auf der Verpackung noch nicht wirklich etabliert ist. Auch die inflationäre Verwendung von wenig glaubwürdigen Gütesiegeln und Zertifikaten wird bei den Teilnehmern der qualitativen Studie als nicht besonders hilfreich bei der Auswahl des Futters wahrgenommen.
Zahnpflege ist ein wichtiges Thema
Damit die vierbeinige Spürnase auch morgen wieder kräftig zubeißen kann, sind Produkte zur Unterstützung der Zahngesundheit wichtig. Entsprechend zählen sie zu den wichtigsten Zusatzprodukten, die neben den Hauptmahlzeiten gegeben werden.
So werden in drei Viertel der Hundehaushalte Zahnpflegesnacks / Kauknochen gekaut. Präferiert werden dabei vor allem natürliche Kauartikel wie getrocknete Kaustreifen, Hasenohren, Luftröhren oder Zahnpflegeknochen, die den Hund zum Kauen animieren und so die Zähne auf natürliche Weise sauber halten. In jedem dritten Hundehaushalt werden regelmäßig die Zähne von Canis lupus familiaris manuell seitens der Halter:innen geputzt.
Auch bei Katzen ist die Zahnpflege wichtig, insbesondere bei reinen Wohnungskatzen, die nicht durch den Verzehr von Beutetieren auf natürlichem Wege die Zähne reinigen. Tatsächlich gab es in jedem dritten Katzenhaushalt Zahnpflege- / Zahnreinigungssnacks, 29 Prozent der Katzen sind im Besitz von Spielzeug mit Zahnreinigungseffekt und in Einzelfällen wurden die Zähne, wie bei Kollege Hund, ebenfalls manuell gereinigt.
Über die Studie:
Studienleitung: Sylvia Pichert / Andrea Gülstorf
Quantitative Studie:
Befragungszeitraum: 21. bis 28. Februar 2024
Grundgesamtheit: Deutsche Wohnbevölkerung
Altersgruppe: 18-69 Jahre
Stichprobengröße: n=1000, davon n= 529 Haustierbesitzer:innen
Methode: Repräsentativ quotierte Online-Befragung im qualitätskontrollierten EARSandEYES Accesspool
quotiert und angeglichen an die amtliche Statistik mittels iterativer Gewichtung
Bevölkerungsrepräsentativ quotierte Ergebnisse hinsichtlich Alter, Geschlecht, Region
Qualitative Studie:
Befragungszeitraum: Februar / März 2024
Zielgruppe: Hundebesitzer:innen, die für die Ernährung der Hunde zuständig sind und über Auswahl und Kauf der Hundenahrung entscheiden
Stichprobe: n=7 Hundebesitzer:innen, n=3 Expert:innen im Bereich „Hunde“ (Züchterin, Fachhändlerin für Hundefutter und -zubehör, Betreiberin einer Hundepension)
Methode: Online-Interviews à 45 Minuten
Foto: Adobe Stock, The Little Hut. Infografik: EARSandEYES
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