“Müll“-Trennung und Recycling – die Hersteller werden in der Informationspflicht gesehen

Ergebnisse der EARSandEYES Eigenstudien Hausmülltrennung & Recycling im Vergleich 2023 vs. 2022.

Recycling und Stoffkreisläufe verlängern die Nutzungsdauer von Primär-Ressourcen wie Holz, Öl, Wasser und tragen ganz entscheidend zum Klima- und Umweltschutz bei, zumal Primärstoffe wie Gesteine, Salze, metallische- und fossile Rohstoffe nicht erneuerbar sind. Grundvoraussetzung für Stoffkreisläufe ist eine saubere Aufbereitung. Die Voraussetzung dafür: eine ordentliche „Müll“-Trennung und Separierung. Erneut haben wir die Konsument:innen des Einzelhandels zu ihrer Sicht und ihrem Verhalten zum Thema Hausmülltrennung, Recycling und Abfallvermeidung und deren Anforderungen an die Produkthersteller befragt.  

 

Nach wie vor sind wir in Deutschland Weltmeister im Mülltrennen  

Gaben 2022 noch 2 Prozent aller Befragten an, ihren Hausmüll gar nicht zu trennen, sind es 2023 nur noch 1 Prozent. In 98 Prozent (2022: 96%) der deutschen Haushalte werden Papier / Karton getrennt, Restmüll zu 97 Prozent (2022: 93%) sowie Kunststoff und Plastik zu 94 Prozent (2022: 92%) separat entsorgt. Glas wird zu 92 Prozent (2022: 88%) zum Glascontainer getragen und in 74 Prozent der Haushalte wird der Biomüll gesondert entsorgt. 2022 waren es nur 67 Prozent, die Kartoffel-, Apfelschalen und Co zur Biotonne brachten.  

 

Produkthersteller und Entsorger stehen in der Verantwortung   

Bei der Herstellung der Produktverpackung können die Produzenten bereits ihren Beitrag zur Verlängerung der Lebensdauer vom Primär-Ressourcen beitragen, indem sie recycelbare Verpackungsmaterialien oder bereits recyceltes Material verwenden. Dennoch garantiert eine hohe Recyclingfähigkeit des Verpackungsmaterials noch keine optimale Entsorgung der Einzelteile einer Verpackung durch die Verbraucher:innen. Dies ist aber die Voraussetzung für einen reibungslos funktionierenden Rohstoffkreislauf und die damit verbundene Ressourcen schonende Wiederverwertung. Es gibt zwar mannigfach Informationen zur richtigen Hausmülltrennung und Entsorgung, jedoch sehen 39 Prozent (2022: 38%) der deutschen Bevölkerung die Produkthersteller in der Verantwortung über die korrekte Entsorgung ihrer Verpackungen und Produkte zu informieren. Gut ein Viertel der Verbraucher sieht die Informationspflicht bei den lokalen Entsorgern, wie zum Beispiel der Stadtreinigung.  

 

Recyclinghinweise helfen den Verbraucher:innen bei der Hausmülltrennung 

Mehr und mehr Hersteller und Händler nehmen die Verantwortung an und geben auf ihren Verpackungen Hinweise zur richtigen Mülltrennung und -entsorgung an. 44 Prozent der Befragten orientieren sich bereits nach diesen Informationen, doch etwa 4 von 10 haben diese Recyclinghinweise noch gar nicht bewusst wahrgenommen.  

Fast alle Studienteilnehmer:innen geben aber an, dass diese Hinweise sehr hilfreich sind. Denn 43 Prozent (2022: 40%) derer, die sich bei der korrekten Entsorgung ihres Hausmülls nicht immer sicher sind, suchen Hinweise dazu auf der Verpackung. Dabei wünschen sich 6 von 10 Verbraucher:innen einheitliche Recyclinghinweise über alle Hersteller und Händler hinweg. Ein weiteres Drittel ist 2023 wie auch schon 2022 dafür, die Information zur Mülltrennung deutlicher zu präsentieren, zum Beispiel auf der Vorderseite der Verpackungen.   

Lidl führt im Rahmen der Plastikstrategie REset Plastic sukzessive Trennhinweise auf Eigenmarkenverpackungen ein. Ziel ist es, die Kunden zu motivieren, ihre Verpackungen richtig zu entsorgen und so einen Beitrag zu einem besseren Recycling zu leisten.  

60 Artikel der Lidl Getränke-Eigenmarken in Plastikflaschen bestehen aus 100% recyceltem PET abgefüllt (abgesehen von Deckel und Etikett). 

 

Mülltrennung mit eindeutigen Handlungsanweisungen unterstützen 

Die Verbraucher:innen nehmen das Thema Mülltrennung im eigenen Haushalt weiterhin sehr ernst: nahezu jede:r versucht den Hausmüll zu trennen. Zwar sind sich gut zwei Drittel (2022 waren es noch gut drei Viertel) der Befragten immer sicher, wie sie ihren Müll richtig trennen, doch scheint hier die Unsicherheit oder zumindest die kritische Reflexion zugenommen zu haben. Weniger als die Hälfte aller Befragten entsorgt auch die einzelnen Verpackungsbestandteile getrennt voneinander, wie zum Beispiel den Aludeckel und den Plastikbecher einer Joghurtverpackung. Der Hälfte der Verbraucher:innen sind diese Anforderungen immer noch zu aufwändig (2023: 50%, 2022: 54%) oder es ist ihnen bisher nicht bekannt gewesen (2023: 39%, 2022: 37%). Hier zeigt sich nach wie vor eine Abweichung zwischen der Einschätzung des eigenen Wissens zur richtigen Mülltrennung und / oder der tatsächlichen Umsetzung.  

 

Die Verpackung ist die naheliegendste Roadmap auf dem Weg zur richtigen Recycling-Tonne

Wenn Unsicherheit bei der Müllentsorgung aufkommt, versucht der Großteil nach bestem Wissen und Gewissen zu trennen beziehungsweise zu entsorgen. 43 Prozent (2022: 40%) der Unsicheren suchen dann den Hinweis auf der Verpackung und befolgen diesen. Gibt es keinen Entsorgungshinweis auf der Verpackung, wird im Internet danach recherchiert oder andere Familienmitglieder befragt. Auch hier zeigt sich, dass zusätzliche Informationen zur Mülltrennung die korrekte und ressourcensparende Entsorgung von Rohstoffen unterstützen können.  

 
Nachhaltigkeit fängt bei der Produktion an  

Die Nutzung von recyceltem Material für die Herstellung von Verpackungen ist ein Weg, Rohstoffe zu schonen und einen wirksamen Recyclingkreislauf zu gewährleisten. Die Konsument:innen haben bereits dieses Wissen: Fast drei Viertel geben an, schon beim Einkauf darauf zu achten, dass die Verpackung (teilweise) aus recyceltem Material besteht. Für ein Drittel ist dieser Aspekt sogar relevant für die Kaufentscheidung (bei der Wahl zwischen zwei gleichwertigen Produkten). 

 

Fazit 

Verbraucher:innen fordern die Unterstützung der Hersteller und wünschen sich eine einheitliche Darstellung von Recyclinghinweisen auf allen Verpackungen. So kann der Erzeuger seinen Beitrag leisten, die Konsument:innen bei der richtigen Mülltrennung zu unterstützen und Informationsdefizite dort zu schließen, wo sie entstehen, nämlich vor dem Mülleimer. Damit kann der Hersteller einen wesentlichen Beitrag zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigeren Verwertung leisten. Denn auch wenn Verbraucher:innen oft schon denken, ihre haushaltstypischen Siedlungsabfälle, wie es im Bürokratendeutsch heißt, richtig zu trennen, zeigt sich noch ein Bedarf an Aufklärung – an der naheliegendsten Stelle – auf der Verpackung, direkt in der Hand der Verbraucher:innen.  

 

Über die Studien:  

Thema: Hausmülltrennung & Recycling 
Befragungszeitraum: 05. April bis 11. April 2023 
Grundgesamtheit: Deutsche Wohnbevölkerung 
Altersgruppe: 18-69 Jahre 
Stichprobengröße: n= 550 
Methode: Online-Befragung im qualitätskontrollierten EARSandEYES Accesspool. Bevölkerungsrepräsentative Ergebnisse. Angleichung an die amtliche Statistik für Alter, Geschlecht mittels iterativer Gewichtung. 

Bildcredits: AdobeStock, Lidl

 

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