Interview mit Kay Goetze von der Stadtreinigung Hamburg zum Thema Mülltrennung, Recycling und regionaler Recycling-Kreislauf

Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) trägt mit ihren kommunalen Leistungen für mehr Sauberkeit und Nachhaltigkeit in Hamburg bei. Entsorgung, Mülltrennung, Recycling und regionaler Recycling-Kreislauf sind dabei Kernkompetenzen, mit denen sie bereits international auf sich aufmerksam macht. Gleichzeitig motiviert die SRH die Hamburger Bürger*innen dazu, auch selbst einen bestmöglichen Beitrag zur Mülltrennung und zum Recycling zu leisten - durch Aufklärung, Projekte und Initiativen. Welche Rolle dabei auch Marktforschung spielt, berichtet Kay Goetze, Pressesprecher und Leiter Unternehmenskommunikation der Stadtreinigung Hamburg.

 

Mülltrennung und Recycling hilft, natürliche Ressourcen wie zum Beispiel Holz, Öl oder Wasser zu schonen und bereits produzierte Materialien wie zum Beispiel Plastik, nach dem Gebrauch wieder in den Umlauf zu bringen. Welches Volumen an Hausmüll produzieren die Menschen in einer Großstadt wie Hamburg und wie viel Prozent kann, könnte die SRH davon recyceln?

Die Hausmüllmengen in Hamburg, gemessen pro Jahr und pro Erwachsenen, beträgt 199,2 Kilogramm. Insgesamt wurden 1.085.000 t Abfall 2021 in der Hansestadt eingesammelt und verwertet. Die Menge dessen, was recycelt werden kann, hängt unmittelbar von der Bereitschaft der Menschen zum Trennen ab und natürlich dann auch von Trennqualität ab. Je besser und sinnvoller getrennt wird, desto mehr kann dem Kreislauf wieder zugeführt werden.

 

Man hört immer wieder, dass das duale System sprich Mülltrennung sinnlos sei, da am Ende eh alles zusammengeschmissen würde. Zum Beispiel bei Glas: Man sortiert weiße, grüne und braune Flaschen am Glascontainer und beim Abholen wird wieder alles im LKW zusammengewürfelt. Wie räumt die SRH mit solchen Mythen auf?

Da die Glascontainer im öffentlichen Raum stehen, sehen viele Menschen, wie sie entleert werden. Es scheint auf dem ersten Blick, dass der angehobene Glascontainer einfach über den Entsorgungs-LKW entleert wird und alles wieder zusammengeschmissen wird. Tatsächlich ist es aber so in Hamburg, dass im Entsorgungs-LKW der Firma Remondis drei Kammern für weißes, grünes und braunes Glas sind, über die der Glascontainer entleert wird und jede Glasfarbe in die dafür vorgesehene Kammer kommt. Grade Glas ist besonders gut recyclebar und eine gute Trennung nach Farben ergibt beim Schmelzen wieder ein farblich reines Glas.

Darüber, wie richtig getrennt wird und warum man das tun sollte, informiert die Hamburger Stadtreinigung auf unterschiedlichsten Wegen.  

 

Welche kommunikativen Mittel setzt die SRH ein, um die Hamburger Bürger*innen zum Thema richtiges Mülltrennen und Recycling zu informieren?

Die SRH informiert ihre Kund*innen crossmedial und zielgruppengerecht über Website, Apps, Print, Social Media, Kampagnen, das Servicecenter Privatkunden, auf Messen und über Medienberichterstattungen. Darüber hinaus sind auch sogenannte WasteWatcher im Stadtgebiet unterwegs. Mit der gezielten Ansprache zum Beispiel in Parks oder am Elbstrand wird versucht, die Bürger*innen zu sensibilisieren, aufzuklären und damit vom achtlosen Müllwegwerfen abzubringen. Sie geben Informationen und Hilfestellungen zu allen Fragen zur Verbesserung der Sauberkeit und zur Vermeidung von Abfällen.

 

In welchem Maß würde mehr Aufklärung zur Mülltrennung auf den Umverpackungen von Produkten seitens des Handels, die Arbeit der industriellen Mülltrennung und Recycling erleichtern?

Aufklärung macht immer Sinn und fördert am Ende auch das Vertrauen der Konsumenten. Wenn die Kreislaufwirtschaft leicht verständlich kommuniziert wird, dann fördert es das Vertrauen und letztlich das Mitmachen.

 

Inwieweit nutzt die Stadtreinigung Hamburg Marktforschung, um das Thema Mülltrennung, Recycling und regionaler Recycling-Kreislauf zu evaluieren und ihre Angebote zu optimieren?  

Die SRH führt in regelmäßigen Abständen Interviews zum Thema der allgemeinen Stadtsauberkeit in Hamburg sowie zum Service auf den SRH Recyclinghöfen durch. Fragen, die uns in einem größeren Kontext interessieren, geben wir in eine Mehrthemenbefragung / Omnibus* und erhalten so deutschlandweite repräsentative Ergebnisse. Die Auswertungen werden genutzt, um das Dienstleistungsangebot zu optimieren und gegeben falls, zu erweitern.

 

In Zusammenarbeit mit dem Umweltdienstleister Veolia, dem Konsumgüterhersteller Unilever, der Hamburger Drogeriemarktkette BUDNI und der Technischen Universität Hamburg hat die SRH am Produkt Waschmittel gezeigt, dass ein regionaler Recycling-Kreislauf funktioniert. Was ist das genau für ein Projekt und was ist das Ziel der Initiative?

Im Frühjahr 2019 haben sich die Projektpartner zu einer Mission zusammengeschlossen: Gemeinsam wollten wir zeigen, dass es möglich ist, nachhaltiger mit Kunststoffen umzugehen. Die Stärke unseres Zusammenschlusses liegt darin, dass verschiedene Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Produktes dabei sind. Die Idee der Kreislaufführung von Rohstoffen ist nicht neu, aber Verbraucher*innen bekommen oft unterschiedliche Informationen über die Entsorgung und das Recycling von Kunststoffen. Die Recyclingziele hierzulande sind sehr ambitioniert. Unser konkretes Ziel war es deshalb, aus 100 % recyceltem Kunststoff, der aus dem Verpackungsabfall in Hamburg stammt, eine hochwertige Verpackung zu produzieren. Verpackungen aus Rezyklat oder mit Rezyklat-Anteilen kommen zunehmend auf den Markt, jedoch werden bisher vor allem Rezyklate aus dem bepfandeten PET-Einwegflaschenstrom eingesetzt. Hingegen findet man bisher kaum Verpackungen aus 100 % ‚echtem‘ Post-Consumer-Rezyklat (PCR), das aus den Gelben Säcken oder Wertstofftonnen stammt und ohne Beimischung von Rezyklaten aus Produktions-/Industrieabfällen auskommt. Die Herausforderung lag unter anderem darin, dass Rezyklat einige Unterschiede zu Neuware aufweist: es riecht anders, es sieht anders aus, es verhält sich anders. Die Projektpartner konnten jedoch mit wissenschaftlicher Begleitung zeigen, dass aus hochwertigem Rezyklat eine neue, hochwertige Verpackung (hier Waschmittelflasche) entstehen kann. Die technischen und qualitativen Anforderungen an das verwendete Rezyklat des Kunststoffes High Density Polyethylen (HDPE) waren hoch: Dies gilt sowohl für die Verarbeitungsfähigkeit des Rezyklates bei der Flaschenproduktion selbst als auch bezüglich der Produktschutzeigenschaften, Haltbarkeit und Bruchfestigkeit der neuen Verpackung.

Hamburgs Wertstoff Innovative konnte mit der „Hamburger Flasche“ u.a. den ZfK—Nachhaltigkeitsaward 2021 gewinnen und war Finalist beim Plastics Recycling Awards Europe 2021.

 

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit!

 

* Mehr zur EARSandEYES Mehrthemenbefragung / Omnibus Methode erfahren Sie hier.

Lesen Sie auch die Ergebnisse unserer Studie zu Hausmülltrennung, Recycling und Konsumverhalten.

Kay Goetze, geboren 1977 in Itzehoe, ist ausgebildeter Kaufmann im Eisenbahn & Straßenverkehr. Berufsbegleitend absolvierte er im Anschluss ein Studium im Bereich Marketing. Nach fast zwei Jahrzehnten und verschiedenen Stationen und Positionen im Marketing & Pressebereich von Verkehrs -und Infrastrukturunternehmen, wechselte er Anfang 2019 als Abschnittsleiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zur Stadtreinigung Hamburg. Seit April 2020 verantwortet er dort den Bereich der Unternehmenskommunikation und die Pressestelle.

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The authors

Written by EARSandEYES

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