Finanzen, Geldanlage, Altersvorsorge: Warum Frauen das selbst in die Hand nehmen sollten

Gender-Paygap, Elternzeit, Teilzeit oder alleinerziehend sind in Deutschland immer noch typische Frauenthemen, die später zu Altersarmut führen können. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen: Frauen über 65 sind mit einem Anteil von 19,3 Prozent stärker armutsgefährdet als gleichaltrige Männer (15,1 Prozent). Finanzexpertin Anne Connelly und ihre Kolleginnen vom Finanzportal herMoney, haben es sich daher zu Aufgabe gemacht, Frauen mit Informationen rund um Finanzen, Vorsorge und Karriere zu beraten. Ihre Mission dabei: Frauen zu einem finanziell selbstbestimmten und unabhängigen Leben durch mehr Wissen und Mut bei der Geldanlage und dem Vermögensaufbau zu verhelfen.  

Frau Connelly, gehen Frauen anders mit Geld um als Männer?

Ja! Frauen trauen sich in Sachen Finanzen viel zu wenig zu! Einer europaweiten Umfrage im Auftrag von J.P. Morgan Asset Management zufolge verfügt nur rund ein Drittel der Frauen über ein hohes Selbstvertrauen im Umgang mit Geld. Bei den Männern ist das hingegen fast die Hälfte. Nur eine von fünf Frauen bezeichnet sich selbst bei dem Thema Finanzen  als sachkundig – bei den Männern ist das etwas mehr als ein Drittel. Dazu kommt ein strukturelles Thema: Mädchen wird beispielsweise allein schon im Schulunterricht häufig vermittelt, dass sie schlechter in Mathe und Wirtschaft seien als die Jungs. Das setzt sich fest. Deshalb manchen wir auch unser Coaching und sagen immer: Es gibt keine dummen Fragen!

Warum scheuen sich Frauen beim Geldanlegen noch immer vor Aktien oder Fonds?

Frauen sind meist risikoscheuer. Außerdem möchten sie etwas häufiger bis ins letzte Detail verstehen, kommen dann aber nicht ins Handeln – das merken wir auch im Austausch mit unseren Leserinnen oder Coaching-Teilnehmerinnen. Da bekommen wir auch mit, dass sich viele einfach nicht an die Börse trauen und Angst vor Schwankungen an den Märkten haben – und dadurch fürchten, ihr Geld zu verlieren.

Frauen sind statistisch gesehen die besseren Autofahrer, sind sie es auch bei der Geldanlage, wenn sie mal losgelegt haben?

Studien von Direktbanken zeigen, dass Frauen weniger handeln und strategischer auftreten – und dass sie an ihrer Strategie auch festhalten. Es gibt allerdings keine empirische Evidenz.

Was können Männer beim Thema Geldanlage von Frauen lernen?

Sich umfassend zu informieren. Frauen recherchieren meist länger, bevor sie in ein Produkt investieren.

Welche Geldanlage eignet sich für welches Budget?

Das kommt immer auf das Risikoprofil und den Zeithorizont an. Kann man Kursschwankungen verkraften und hat man etwas Zeit, kann man sich mit egal welchem Budget auch an den Aktienmarkt trauen. Ein ETF-Sparplan geht bei einigen Brokern schon ab ca. 10 Euro pro Monat. Da muss man aber auch auf die Gebühren achten. Aber auch wenn man eine größere Sparrate aufbringen kann, kann es sinnvoll sein, über einen Sparplan in einen ETF zu investieren.

Wann sollte man idealerweise mit der Altersvorsorge beginnen und ist man bei einem späteren Einstieg zur Vorsorge auch noch mit einem aktienbasierten Finanzplan gut beraten?

Bevor man über die Altersvorsorge nachdenkt, sollte man zunächst noch einige grundlegende Dinge beachten: Man sollte seine Existenzrisiken absichern, versuchen, Schulden zu tilgen, und sich einen Notgroschen aufbauen. Parallel kann man sich aber natürlich schon mal Gedanken über die Altersvorsorge machen. Denn hier gilt: Je früher, desto besser. Hat man einen langen Anlagehorizont, kann man eben auch Schwankungen an den Märkten aussitzen. Mindestens zehn Jahre sollte man schon mitbringen.

Laut einer Studie des Verbandes für die Versicherungswirtschaft ist jede vierte Frau ohne private Altersvorsorge und dass, obwohl sie im Schnitt rund 40 Prozent weniger Rente erhalten als Männer. Was ist Ihre Botschaft an diese Frauen?

Wegschauen hilft nicht. Je früher du anfängst, Geld fürs Alter auf die Seite zu legen, desto mehr wirst du am Ende haben. Der beste Zeitpunkt, sich um deine Finanzen zu kümmern, ist jetzt. Jede Frau kann ihre Geldanlage in die eigenen Hände nehmen – denn es ist kein Hexenwerk.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit!