Die Welt ist im Wandel –
und die Krankenkassen wandeln sich mit
„Die Welt ist im Wandel“ – hieß es im Film „Herr Der Ringe“ Anfang der 2000er Jahre. Einem Film, von dem sein Regisseur Peter Jackson mal sagte, er hätte ihn vor allem gemacht, weil die technischen Möglichkeiten es endlich hergaben. Wenige Jahre später präsentierte Steve Jobs der Welt das erste iPhone, tragbare Fitnesstracker begannen, mit der klassischen Armbanduhr um den Platz auf dem Handgelenk der Menschen zu konkurrieren und Nintendo erschuf mit der Wii eine Spielekonsole, die Spieler vom Sofa holen und zur Bewegung motivieren sollte.
Bei der fortwährenden Digitalisierung unseres Alltags ist es daher nicht weiter verwunderlich, dass sich auch die Themen rund um Gesundheit und Vorsorge mitwandeln. 2021 wurde die elektronische Patientenakte in Deutschland eingeführt, Anfang 2024 ist das eRezept ausgerollt worden. Unzählige digitale Health-Services, sowohl von den Krankenkassen selbst als auch von Drittanbietern, etablieren sich am Markt. Die privaten wie auch die gesetzlichen Krankenkassen wandeln sich entsprechend mit und stellen immer mehr digitale Angebote für ihre Versicherten bereit.
Für EARSandEYES Grund genug, eine marktforscherische Bestandsaufnahme zu machen. Wie wichtig ist eigentlich den Krankenversicherten das Thema Digitalisierung? Wie zufrieden sind sie allgemein mit ihrer Krankenkasse und was sind die derzeit relevanten Aspekte, die Versicherte interessieren?
Krankenkassenmitglieder grundsätzlich zufrieden
Grundsätzlich ist die Zufriedenheit mit den deutschen Krankenkassen relativ hoch: Immerhin 64 Prozent geben an, mit ihrer Kasse zufrieden zu sein, nur 3 Prozent der Versicherten zeigen sich wirklich unzufrieden.
Einfachheit, Geschwindigkeit, Kosten und Leistungsumfang wichtig für hohe Zufriedenheit
Was macht eine Krankenversicherung aber nun zu einer guten Krankenversicherung?
Am wichtigsten sind Einfachheit und Geschwindigkeit: Für 67 Prozent der Versicherten ist eine möglichst schnelle Abwicklung von administrativen Verwaltungsvorgängen wichtig, 66 Prozent erwarten einen möglichst niedrigen Verwaltungsaufwand. Hier ist die Mehrheit aber zufrieden: Denn 57 Prozent bewerten die Abwicklungsgeschwindigkeit ihrer Krankenkasse positiv, 54 Prozent sagen dasselbe über die Einfachheit der Abwicklung.
Optimierungsbedarf bei Zusatzbeiträge sowie Zusatz- und Präventionsleistungen
Wichtig sind weiterhin die Höhe der Zusatzbeiträge (62 %) sowie der Umfang der Zusatz- und Präventionsleistungen (59 %). Vor allem ältere Versicherte legen auf diese Faktoren einen besonders hohen Wert. Hier gäbe es aus Sicht vieler Versicherten Optimierungsbedarf: Gerade mal 42 Prozent dieser Altersgruppe ist mit dem Umfang der Zusatz- und Präventionsleistungen einverstanden und nur 35 % sind mit der Höhe der Zusatzbeiträge zufrieden.
Bonusprogramme und digitale Angebote
Weniger Relevanz haben Bonusprogramme: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass diese ihnen wichtig seien. Digitale Angebote der Krankenkasse sind immerhin noch für 39 Prozent der Versicherten relevant. Wie man erwarten konnte, sind es hier vor allem die jüngeren Versicherten, die einen Bedarf sehen: 45 Prozent der unter 45-Jährigen finden digitale Services wichtig, bei den über 45-Jährigen sind es gerade mal 34 Prozent. Ein weiterer wichtiger Aspekt für jüngere Versicherte: 37 Prozent der Befragten unter 45 gaben an, dass Ihnen eine ständige Verfügbarkeit wichtig sei, sprich als App oder KI-Chat. Bei den über 45-Jährigen waren das gerade mal 27 Prozent.
Jeder dritte Versicherte nutzt die digitalen Verwaltungsmöglichkeiten seiner Krankenkasse
Und wie sieht es nun im Detail mit der Digitalisierung aus?
Im Durchschnitt nutzen Krankenversicherte ein bis zwei digitale Health-Angebote. Am wichtigsten hier: die digitale Verwaltung der Krankenkasse, die von jedem dritten Kassenpatienten (32 %) genutzt wird. Beliebt sind ferner Sportapps (22 %) und auch 16 % der Frauen nutzen Apps, um Ihren Zyklus zu tracken. Andere „Alltagshelfer“ wie Diät-Apps (7 %), Meditations-Apps (5 %) oder Symptom-Checker (4 %) fristen allerdings noch ein Nischendasein.
Vor allem Barmer-Kunden zeigen sich affin für digital Health-Angebote. 2 bis 3 Angebote nutzen Barmer-Versicherte im Durchschnitt. DAK-Versicherte reichen hingegen im Durchschnitt 1 bis 2 Angebote.
Von denen, die Digital Health-Services nutzen, sagen ganze 42 Prozent, dass sie über ihre Krankenkasse selbst auf die digitalen Dienste aufmerksam gemacht worden sind. Klarer Spitzenreiter hier: Die Techniker Krankenkasse. 50 Prozent der Techniker-Versicherten nutzen einen Service, über den sie die TK informiert hat. Weitere wichtige Informationsquellen, über die Nutzer mit digitalen Health-Services in Kontakt kommen, sind Ärzt:innen (30 %), Menschen im persönlichen Umfeld (25 %) und die Suche im App Store selbst (20 %).
Weiterer Ausbau digitaler Krankenkassen-Services wichtig
Digitale Angebote werden von Versicherten gesehen und dankbar angenommen. Gerade bei den jüngeren Generationen steigen die Erwartungen an digitale Angebote und die Benefits, die sie mit sich bringen. Aber: Viele schätzen die Bedeutung dieser Angebote für sich noch niedrig ein, vor allem in den älteren Generationen. Versicherte schauen nach wie vor genau auf Kosten und Leistungen und bewerten ihre Krankenkassen entsprechend. Eine wichtige Aufgabe der Krankenkassen für die nahe Zukunft ist daher, das digitale Angebot beständig auszubauen, ohne die Kernkompetenzen und -aufgaben einer Krankenkasse aus den Augen zu verlieren.
Über die Studie:
Studienleitung: Leonid Rubinstein
Erhebungszeitraum: 21. Februar 2024 bis 28. Februar 2024
Stichprobe: n = 811 in Deutschland lebende Bürger:innen im Alter von 18−75 Jahren, davon
n = 800 Krankenversicherte
Methode: Online−Befragung
Quotiert und angeglichen an die amtliche Statistik mittels iterativer Gewichtung Bevölkerungsrepräsentative Ergebnisse hinsichtlich Alter, Geschlecht, Region
Bewertung auf Basis eines Top2-Werts einer siebenstufigen Skala
Bildcredit: EARSandEYES, Infografik: EARSandEYES
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