Die Vision von der sozialverträglichen Energiewende kommt näher

Energie muss sicher, sauber und bezahlbar sein, heißt es seitens der Bundesregierung. Doch mit steigender Inflation und ohne Billig-Gas aus Russland wird Energie immer teurer. Viele Verbraucher:innen werden daher bei dem Thema Energieversorger immer sensibler und achten mehr und mehr darauf, ob ihre aktuellen Verträge noch attraktiv sind oder ob es eventuell einen günstigeren Anbieter für ein warmes und helles Zuhause gibt. Mit der Recherche und dem Wechsel des Energieversorgers kann man sich aber schnell überfordert fühlen. Mittlerweile gibt es eine sehr große Auswahl an Anbietern und fast immer wird mit Bonusprogrammen und/oder Sonderzahlungen geworben. Wechselwillige Kund:innen sind sich oftmals dann unsicher, wie hoch denn nun wirklich übers Jahr gerechnet die erhoffte Ersparnis ist oder ob vielleicht am Ende sogar mehr bezahlt wird. Dieses Dilemma wurde auch von den Gründern von Wechselpilot erkannt. Das 2016 in Hamburg gegründete Unternehmen bietet einen automatisierten Wechselservice für Energie- und Internetverträge in Deutschland und Österreich für Privat- und Gewerbehaushalte an. Wir fragten Mitgründer Maximilian Both und Kundenserviceleiter Vainis Weßler, wie ihre Dienstleistung für Wechselwillige aussieht.

Herr Weßler, jetzt zum Jahresende, wo viele Verbraucher:innen ihre Energieversorgerverträge kündigen können, geht es doch bestimmt hoch her bei Ihnen. Können Sie in vier, fünf Sätzen erklären, was Wechselpilot für wechselwillige Verbraucher:innen tut.

Das stimmt, die meisten Wechsel finden zum neuen Jahr statt. Auch die Versorger wissen das und werben schon im Herbst um Neukunden. Für Verbraucher:innen bedeutet das, sie haben die Qual der Wahl. Das ist auf der einen Seite perfekt, weil sich Wechseln dann richtig lohnen kann. Es kann aber auch überfordernd sein, aus einem solchen Überangebot den für sich besten Tarif zu wählen. Worauf soll man achten? Welcher Versorger ist wirklich seriös? Ist das Angebot zu gut, um wahr zu sein? Deshalb gibt es unseren Service. Wir nehmen Verbraucher:innen diese Sorgen, kümmern uns um ihren Energievertrag und wechseln sie jedes Jahr in den besten Tarif. Wir übernehmen die Kommunikation mit dem Versorger und haben alle Fristen im Blick. So sparen unsere Kunden ganz ohne Aufwand.

Unsere Umfragestudie zeigt, dass Verbraucher:innen gar nicht alle Energieversorger kennen. Listen Sie alle möglichen Anbieter von Strom und Gas bei Wechselpilot oder haben Sie bestimmte Kriterien, wonach die Energieversorger ausgewählt werden, die Sie Ihren Kunden anbieten?

In unser Datenbank listen wir derzeit weit über 1.000 verschiedene Versorger – nicht jeder von denen hat derzeit flächendeckend in Deutschland Tarifangebote oder gar die Energiekrise überstanden. Unseren Kunden den bestmöglichen Tarif zu empfehlen, beschränkt sich nicht nur auf die Auswahl an Anbietern, sondern auch auf bestimmte Qualitätskriterien. Erstens ist neben den tatsächlichen Kosten, die wir für unsere Kunden berechnen, das Auszahlungsverhalten von Boni oder Gutschriften der Versorger ausschlaggebend. Leider konnten wir die letzten Jahre immer wieder Versorger ausmachen, die versucht haben, sich vor der Auszahlung von Prämien zu drücken. Da sich ein Wechsel andernfalls nicht gelohnt haben könnte, schließen wir solche Anbieter aus unserer Empfehlung aus. Zweitens ist auch der Servicegedanke eines Anbieters wichtig. Ist ein Versorger zum Beispiel bereit, Abschläge anzupassen? Geht er auf überhaupt auf Kundenwünsche ein? Und wenn ja, wie? Drittens achten wir auf die aktuelle Prozessgeschwindigkeit der Versorger. Wird zum Beispiel auf Anliegen nur sporadisch oder zu spät geantwortet und verzögert sich dadurch der Wechselprozess, kann es für den Kunden zu Mehrkosten kommen. Da wir für unsere Kunden die Versorger-Kommunikation übernehmen, können wir diese drei Qualitätskriterien anbieterabhängig gut einschätzen und lassen unsere Erfahrungen in die Empfehlung mit einfließen. Anders als klassische Vergleichsportale sind wir so in der Lage, unseren Kunden transparent nicht nur den günstigsten Tarif am Markt zu zeigen, sondern auch jeden Tarif zu präsentieren, den wir für uns persönlich wählen würden.

Herr Both, Sie sind einer der Mitgründer von Wechselpilot, sehen Sie sich Ihrer Vision, die Energiewende sozialverträglich zu machen, schon nähergebracht? 

Auf jeden Fall. Wir sorgen jeden Tag dafür, dass unsere Kunden nicht zu viel für ihren Strom bezahlen, und konnten so für sie schon viele Millionen Euro einsparen.

Bis 2030 ist das Ziel der Bundesregierung, mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien – vor allem aus Wind- und Solarenergie zu decken. Glauben Sie, dass diese Ziele mit dem, was Ihre Kunden aktuell an Stromtarifen buchen, erreicht werden kann?

Auch wenn sich ein Kunde aktuell nicht bewusst für einen Grünstromtarif entscheidet, so nutzt auch er bereits über 40 Prozent grünen Strom. Wir sind stolz, dass ein überproportional großer Anteil unserer Kunden bereits Ökostrom bezieht. Natürlich würde es helfen, wenn alle Kunden Grünstrom beziehen würden. Eben deshalb ist es uns wichtig, über den Energiemarkt – und damit auch über Erneuerbare Energien – aufzuklären und zu informieren.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage, Herr Both. Wie groß ist Ihr Haushalt und bei welchen Energieversorgern haben Sie Ihre Verträge?

Meine Frau und ich haben drei Kinder, wir sind also zu fünft. Welchen Strom- und Gasanbieter ich aktuell habe, weiß ich tatsächlich gar nicht. Ich schaue aber gerne in mein Wechelpilot-Kundenportal nach: Strom: Vattenfall und ab Januar Stadtwerke Ahrensburg. Gas: Lichtblick und ab November Montana.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit!

Grafik: EARSandEYES

Lesen Sie auch die Ergebnisse unserer EARSandEYES Studie Der lange Dornröschenschlaf der Stromkunden in Deutschland